Wintergartenbau im Winter


Mitte Dezember den Bau eines Wintergartens in den Alpen in Angriff zu nehmen klingt fast absurd.

Die Vorgabe war jedoch ganz klar, bis zum 4. Advent muss das Bauwerk bezugsfertig sein.

Bei genügend Zeit im Vorfeld sicher kein Problem, die Arbeiten in den schönen Wochen des Herbstes auszuführen. Da die Entscheidung jedoch aus vielerlei Gründen erst kurzfristig gefällt und somit der Auftrag erteilt werden konnte, war höchste Eile geboten.

Der Wohnraum sollte vor die großzügig verglaste erweitert werden, wobei oberste Prämisse der Eigentümer war, dass die Aussicht auf die umliegenden Berge möglichst nicht eingeschränkt werden darf. Mit großflächigen Verglasungen konnte man dem Wunsch der Bauherren hier soweit technisch möglich entgegen kommen.

Nur mit absolut professioneller Vorbereitung, akribischer Detailplanung und Abstimmung mit den Bauherren sowie vollstem Engagement in Fertigung und Montage war die Voraussetzung gegeben, das Vorhaben zu schaffen.

Doch selbst bei größtmöglichem Einsatz ist die große Unbekannte das Wetter. Schneefälle im Dezember in diesen Regionen von 50 bis 60 cm in einer Nacht sind nichts Außergewöhnliches. Bei solchen Wetterkapriolen nicht mehr möglich, produktiv und sicher zu arbeiten.

Doch der Wettergott meinte es mehr als gut mit uns. Eine Woche vor Beginn der Montage der Wintergartenkonstruktion waren die Baumeister fleißig zu Gange, Fundament und Bodenplatte zu fertigen. Die Montage des Wintergartens konnte starten.

In 2 Tagen waren alle Bauteile vertragen und die tragende Konstruktion montiert, wobei alles mit Manpower bewerkstelligt werden musste, da der Bauort nicht mit einem Kran bestückt werden kann. Aber genau am Tag 3, an dem der Einbau der gesamten Verglasung auf der Agenda stand, war über Nacht der Winter angekommen. Zum Glück hörten die Schneefälle am frühen Vormittag auf, so dass nach Schneeschippen bis zum späten Abend alle Gläser mit einem wahren Kraftakt eingesetzt waren. Auch hier wieder fast nur mit Muskelkraft, wobei bei den Dachscheiben ein kleiner Glaslift wertvolle Unterstützung brachte. Die Frontscheiben mit einer Größe von 220 x 230 cm und einem Gewicht von gut 180 kg trägt man nicht so leicht 100 Meter einen Hügel hoch und setzt sie dann noch sicher in die Rahmen. Die Erfahrung und professionelle Einstellung der Truppe hat sich hier wieder einmal bestens bewährt und der Ausblick der Bewohner auf die Gipfel der umliegenden Berge ist nicht beeinträchtigt.

Die folgenden Tage waren mit Verkleidung der Konstruktion von außen mit Aluminiumprofilen, Abdichtungs- und Anschlussarbeiten zum Baukörper und innerhalb der Konstruktion bis spät in die Abendstunden ausgefüllt.

Nach 5 ½ Tagen konnte mit dem Innenausbau Boden, Beleuchtung, Ethanolkamin usw. begonnen und nach weiteren 1 ½ Tagen abgeschlossen werden.

Ein Geschenk, in einer solch wunderbaren Gegend ein solch anspruchsvolles Bauwerk errichten zu dürfen und dann auch noch das gesteckte Ziel in der vorgegebenen Zeit erreicht zu haben.

Planung und Bauleitung
Dipl.-Ing. Franz Wurm